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Klaus Hofmann (Göttingen) Bachs Parodieverfahren: Einblicke in Bachs Schaffensweise

28.03.2017, 18:21
Hörsaal 002, Institut für Musikwissenschaft, Hallerstr. 12, 3012 Bern,
SMG Sektion Bern

Wer sich näher mit Bachs Vokalmusik befasst, etwa mit dem Weihnachtsoratorium oder der H-Moll-Messe, stößt früher oder später auf den Begriff „Parodie“. Der Terminus bezeichnet im wissenschaftlichen Sprachgebrauch − abweichend von der geläufigen pejorativen Bedeutung − eine bestimmte Art der Nachahmung eines Originals und bedeutet speziell bei Bach: die Umtextierung einer Vokalkomposition zum Zwecke anderweitiger Neuverwendung.
Das Verfahren, das bei Bach breiten Raum einnimmt und bis heute nicht selten Befremden auslöst, ist aus zeitgenössischer Sicht künstlerisch durchaus legitim. Hauptzeuge ist G. E. Scheibel, der in einem 1721 gedruckten Traktat ausdrücklich für die Parodierung von Opernarien zur Gewinnung von Kirchenmusik plädiert.

Bei Bach unterscheidet man zwei Formen, die „dichterische“ und die „kompositorische“ Parodie. Bei der dichterischen Parodie wird ein neuer Text nach dem Muster der Vorlage gedichtet und der Musik unterlegt. Bei der kompositorischen Parodie verbindet Bach einen bereits existierenden Text mit einer bereits vorhandenen Komposition. Beide Verfahren sind mit Eingriffen in die Musik verbunden. Oft geht Bach dabei weit über das handwerklich unmittelbar Erforderliche hinaus und tritt in einen Prozess kompositorischer Vervollkommnung ein, der im Ergebnis einer Neuschöpfung gleichkommt.

Semesterprogramm FS 2017 Bern — 20.02.2017 PDF 412,5KB

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