Vivian Domenjoz: Cherubini und die Kompositionslehre am Pariser Conservatoire zu Beginn des 19. Jh.
Luigi Cherubini (1760-1842) leitete bis zu seiner Ernennung zum Direktor 1822 eine Kompositionsklasse am Pariser Conservatoire. Gedruckte Quellen, die direkt mit seiner Tätigkeit als Kompositionslehrer zu tun haben, können auf zwei Finger gezählt werden: der Cours de contrepoint et de fugue (ca. 1835) und die Marches d’harmonie pratiquées dans la composition (posth. 1847). Andere, handschriftlich überlieferte Aufgaben umfassen vor allem jene Übungen, die propädeutisch am Conservatoire benutzt wurden, also vor dem eigentlichen Beginn des Kompositionsstudiums.
Übungen, die von Schülern Cherubinis innerhalb seines Kompositionsunterrichts niedergeschrieben wurden, sind erhalten: Pierre Marie-François Baillot (1771-1842) und vor allem Aimé Ambroise Simon Leborne (1797–1866) haben umfangreiche Sammlungen hinterlassen. Es ist anzunehmen, dass weitere Übungen von den ebengenannten oder von anderen Schülern und einer Schülerin Cherubinis, ebenfalls erhalten sind (Archives Nationales, Bibliothèque Nationale, Institut de France, Deutsche Bibliothek, Jagiellonische Bibliothek).
Trotz Forschung in diesem Bereich lässt sich feststellen, dass bezüglich Cherubinis Beitrag zur Musiktheorie nach wie vor eine Forschungslücke besteht. Kann der Kompositionsunterricht von Cherubini in seiner Gänze aus den zeitgenössischen Quellen rekonstruiert werden? Kann die in den Übungen implizit kodifizierte Theorie in ein praktisches Regelwerk überführt werden?
Diese These wird dank dem SNF ermöglicht.